Sonntag, 18. August 2024

Alles wird gut...


 

Es gibt Tage oder Wochen die scheinen es in sich zu haben. 

Aber – so habe ich mir sagen lassen – genau diese Tage seien wichtig für unser Leben!

 

Am 7. und 8. August hatte ich Besuch aus Deutschland. Auf der einen Seite freute ich mich sehr, meine Freundin die ich seit der Schulzeit kenne, wieder zu sehen. Das letzte Mal trafen wir uns 2001, als ich erst kurz in Kanada war. Die ganze Situation stresste mich dennoch, denn Besuch kann ich im Moment nicht geniessen. Meine Freundin weiss von den Schwierigkeiten in meiner Beziehung, dennoch. Um mich einigermassen zu entlasten schrieb ich ihr, dass es nicht möglich sei, sie und ihr Mann zu uns nach Hause einzuladen. Ich wollte mich und sie nicht in eine unangenehme oder peinliche Lage bringen. Sie schrieb zurück, dass sie verstehe und wir den Tag anders verbringen könnten. Ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen.

Dann irgendwie – ich weiss nicht warum – stellte ich es mir doch total doof vor, dass ich meinen Besuch den ganzen Tag in der Gegend rumchauffieren musste, nur weil manchmal zuhause dicke Luft ist.

Ich ging also für ein gemeinsames Mittagessen einkaufen, bereitete alles vor, so dass wir bei mir zuhause Essen konnten. Das war auch die perfekte Lösung für meine Mädchen, die hätte ich ja eh nicht den ganzen Tag alleine lassen können.

Ich muss noch erwähnen, dass sich meine Freundin irgendwo zwischen Deutschland und Creston eine Erkältung geholte hatte, die nun voll ausbrach. So gut es ging blieb ich auf Abstand, aber wie soll man, wenn man gemeinsam in einem Auto fährt?

Kurz und gut… für mich war es ein echt stressiger Tag und ich war erleichtert, als er vorbei war…eigentlich schade.

Am darauffolgenden Tag (Freitag) musste ich all die Eindrücke verarbeiten und mich wieder einigermassen einmitten.

Dann kam der Samstag und ich merkte – wie konnte es anders sein – der Besuch hatte die Erkältung bei mir zurückgelassen! Seit ich hier lebe, habe ich höchst selten eine Erkältung oder Grippe, ausser --- jemand überlässt mir diese Dinge grosszügig. Die darauffolgenden Tage waren eine Qual und der Husten plagte mich pausenlos und ich hatte Fieber.

Ab Montag machte ich mit meinen Mädchen ein paar Schritte ums Haus. Dabei beobachtete ich besorgt, wie Chica sich nur mühsam gerade halte konnte. Kurz darauf gingen wir ins Haus zurück. Chica legte sich wieder aufs Sofa und schlief ein. Kurze Zeit später hörte ich, dass sie sich erbrach. Chica probiert immer nach draussen zu kommen, wenn sie erbrechen musste. Die Türe stand offen aber sie machte keine Anstalten aufzustehen. Ich säuberte sie…und wollte ihr mit einer Pipette ein bisschen Wasser einträufeln, was sie verweigerte. Irgendwie spürt man, wenn sich eine Situation verändert. Ich liess Chica in Ruhe, setzte mich aber regelmässig in kurzen Abständen zu ihr auf’s Sofa. Ich googelte, wie ich ihr helfen könnte – helfen beim Sterben. Da sagte es dann auch, dass bei Hunden manchmal der sterbe Prozess bis zu drei Tage dauern könnte. Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass Chica einfach an Altersschwäche stirbt, einfach so….wegschlafen. Es ging mir so gegen den Strich, den Vet anzurufen und sie durch eine Spritze sterben zu lassen.

Chica war ruhig und sie schien keine Schmerzen zu haben. Als dann Urs nach Hause kam, ging die Diskussion los. Drei Tage? Willst du dir das wirklich antun? Du bist ja selber nicht gesund, wie schaffst du das denn? So willigte ich ein, doch den Vet zu rufen. Urs war am Telefon um alles zu organisieren…der Vet käme ja zu uns…. und ich sass bei Chica, streichelte ihren Kopf und sprach leise zu ihr.

Urs wartete immer noch auf den Rückruf vom Arzt, als sich Chica mit ein paar Gesichtszuckungen entspannte und ihre Seele freigab.

Später haben sie sie dann abgeholt und ich war so unendlich dankbar, dass Chica in meinem Sinne sterben durfte. Alles war so ruhig, so entspannt…

 

Dienstag, mir ging es noch immer nicht besser und Chicas Tod machte mich trotz allem sehr, sehr, traurig. Intensiv widmete ich mich Manu…

 

Urs war den ganzen Tag weg und ich probierte zu schlafen und zu ruhen. Am späten Nachmittag kam Urs nach Hause und klagte, dass ihm ganz übel sei und es ihm gar nicht gut ginge. Ok. Ich raffte mich auf und machte ein leichtes Abendessen in der Annahme, das würde ihm helfen. Er ging früh zu Bett und schlief auch sofort ein. Als ich dann so um zweiundzwanzig Uhr ready fürs Bett war, stand Urs auf und liess mich wissen, ihm gehe es noch schlechter und er müsse nach Creston in die Emergency.

Für alle die es nicht wissen, wir fahren 30 km nach Creston und zum Hospital. O.k. alles wieder zurück! Ich fuhr Urs in die Notfall Station, erledigte dort die Aufnahme um danach gleich wieder zurück zu fahren. Ich wollte Manu nicht zu lange alleine lassen. Sie vermisst Chica sehr und suchte ständig nach ihr.

Zuhause fiel ich total erschöpft ins Bett und schlief auch sofort ein. Halb zwei Uhr in der Nacht, das Telefon… Sie würden – da genug Platz – Urs bis zum Morgen dabehalten, so dass ich nicht noch einmal die 30 km hin und zurück fahren müsste. Aber ich müsste ihn am Morgen um 6.00 abholen, was ich dann auch tat. Nachdem ich Urs zu Hause absetzte, Manu verpflegte und ich auch ein kleines Frühstück zu mir genommen hatte, fuhr ich wieder nach Creston um für Urs die nötigen Medikamente zu holen. Ganze 3 Stunden wartete ich bis alles geregelt war…

Urs meinte am nächsten Tag dazu nur: Also ich hätte auch allein fahren können, wenn du nicht gefahren wärst…oder ich hätte die Ambulanz rufen können! Nicht nötig zu erwähnen, Urs geht es wieder gut.

Ja well…irgendwann kommt alles richtig…darauf hoffe ich…und hoffen darf man immer!

Sonntag, 11. August 2024

 Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich diesen Blog im Bärenstark veröffentlichte......und jetzt freue ich mich wieder auf einen neuen Wechsel.

                 Da lebe ich seit 2002 und ans Umziehen denke ich vorläufig nicht :-)

Umziehen, für viele ein muss aus welchem Grund auch immer,  oder einfach ein neuer Abschnitt im Leben. Umziehen ist immer auch eine Veränderung. Ich bin in meinem Leben oft, ich könnte sogar sagen, sehr oft umgezogen. 

Als Kind bin ich, Wohnort mässig,"stabil" aufgewachsen. Wir sind als Familie nie umgezogen. Meine Eltern hatten ein Haus in Aarwangen und da lebten sie ihr ganzes Leben.  Ich dagegen war alles andere als sesshaft. Meinen ersten Umzug machte ich mit 19 Jahren nach der Lehre. Meine erste Stelle war  eine Saison in Nyon, am Genfersee. Mir hat es dort sehr gut gefallen und wäre da nicht das Französisch gewesen, vielleicht wäre ich geblieben. :-)  Wäre ich dadurch vielleicht sesshafter geworden? Wer weiss das schon.....                                                                                          Als meine Saison am Genfersee zu ende war,  nahm ich eine Stelle in Biel an und ich hatte dort als 19 jährige ein Zimmer mit Familienanschluss. Als ich damals von Aarwangen ins Seeland auswanderte, hörte ich oft: "Oh du bisch jetz z'Biel hinger." Nach ein paar Monate kündigte ich das Zimmer und traute mir zu, allein zu leben. Ich zog um in ein Studio und war nun das erste Mal auf mich selber gestellt. Das Studio passte mir zirka für 1 Jahr, dann war es Zeit für eine Veränderung....es zog mich nach Pery - La Heutte, in eine kleine Gemeinde im Jura. Über das Pendeln (ich hatte kein Auto) hatte ich mir nicht gross Gedanken gemacht.  Aber das Arbeiten in Biel und wohnen in Pery, war mir nach einer gewissen Zeit zu anstrengend. So zügelte ich zurück nach Biel. An der Hintergasse in Biel-Bözingen bezog ich bei zwei älteren Damen das Dachgeschoss. Irgendwie schien es mir genau das Richtige zu sein. Nach einem dreiviertel Jahr, verstarb eine der Schwestern und das Haus wurde verkauft und ich musste mir wieder einmal eine neue Bleibe suchen. Damals war es nicht so schwierig eine Wohnung zu finden und ich hatte nicht viel zum Zügeln. Kurzum mietete ich mich an der Solothurn Strasse (Biel Bözingen) in einer kleinen, gemütlichen Zweizimmerwohnung ein. 1974 lernte ich Martin, meinen zukünftigen Mann kennen, der in Nidau wohnte.  Also zog ich wieder mal um....von der Solothurn Strasse nach Nidau. Wir heirateten und lebten 26 Jahre in der gleichen Wohnung, im gleichen Quartier......ohne einen Umzug! :-)

 2000 ging es wieder los.....ich trennte mich von Martin und zog nach Ittigen BE. Ittigen war  naheliegend, weil ich da meine Arbeitsstelle hatte.                                                      Dann lernte ich Urs kennen und ich machte wohl den grössten Umzug meines Lebens....ich wanderte nach British Columbia, Kanada aus. Urs lebte zu der Zeit in Windermere, in einem Trailer Park. Dass wir da nicht wohnen bleiben wollten, das wussten wir. Wir kauften uns ein Grundstück in der Nähe von Creston BC, wo wir jetzt seit 22 Jahren leben. Aber vorher.....da zogen wir noch 2 Mal um......Denn, als wir unser Grundstück kauften, war es nicht bewohnbar, da gab es nur Busch. So zogen wir von Windermere nach Creston, um näher bei unserem Grundstück zu sein, wo es viel zu tun gab. In Creston mieteten wir ein Haus, das schon eine ganze Weile zum Verkauf ausgeschrieben war und leer stand. Wir hofften in diesem Haus den Winter verbringen zu können, bis wir dann im Frühjahr auf unser Grundstück umziehen würden. Aber wieder kam es anders. Nach nur 4 Monaten wurde das Haus verkauft und wir mussten ausziehen....das war so ausgemacht. Jetzt, kurz vor dem Winter wurde es schon schwieriger eine Bleibe zu finden. Durch glückliche Umstände konnten wir für diese Zeit einen Trailer mieten. Über diese Zeit in Kanada erzähle ich auch in meinem Buch KANADA IST BÄRENSTARK.

Wie gesagt, seit Mai 2002 leben wir nun auf unserem Grundstück und das soll vorläufig auch so bleiben. In meinem Leben habe ich mich nie wirklich an einen Ort gebunden gefühlt....bis jetzt. Dieses Grundstück hier, unser Berg, der bedeutet mir wirklich viel....er ist mir zur Heimat geworden. Hier werde ich wohl sesshaft sein bis an mein Ende....aber wer weiss das schon.....

 

Samstag, 3. August 2024

Ich muss und darf mich entscheiden...


 
Nicht erst seit ich weiss, dass Urs und ich uns trennen, nein schon vor Jahren habe ich immer wieder darüber nachgedacht wie ich denn noch leben möchte oder könnte. Würde ich mich im 30 Kilometer entfernten Creston wohlfühlen können oder würde ich mich am aktiven Leben und all den Menschen stören? Natürlich wäre das eine grosse Umstellung für mich nach all den Jahren im Busch, aber es hätte auch viele Vorteile. 

Der Berg war immer das, was ich tief im Herzen wollte und gesucht habe. Obschon ich es mir - noch in der Schweiz - nie hätte vorstellen können ein so grosses Grundstück (56 Hektaren meistens Wald und Busch) zu besitzen. Es war ein Glücksfall oder Schicksal…wie man es nimmt.
Dieses Grundstück hat all die Jahre meine wirklichen Bedürfnisse abgedeckt. Die Natur hat mich getragen, geerdet und wieder ins Lot und in Harmonie mit meiner Seele gebracht. Diese Jahre waren sehr wertvoll für mich.
Seit 23 Jahren gehe ich jeden Tag mit meinen Hunden auf dem Berg laufen.  Leider sind die Walk‘s immer kürzer geworden - wegen der Mädchen nicht wegen mir! So viele Begegnungen mit Bären, Kojoten, Hirschen, Rehe und sonstigem Getier, hatte ich erleben dürfen. Hunderte, wenn nicht tausende Fotos von Pilzen, Blumen, Steinen, Bäume, der Berg und seine Umgebung sind in meinem Computer…es war mein Leben. 
Der «Stoff» reichte sogar für ein Buch: 
KANADA IST BÄRENSTARK…das 2016 erschienen ist und das Buch: THIERGSCHICHTE SI HÄRZGSCHICHTE in Berner Mundart das 2021 erschien.

Natürlich haben wir auch über die Möglichkeit gesprochen, dass ich hier im Haus bleiben könnte. Es wäre auf den ersten Blick das Einfachste. Ich bleibe im Haus und probiere ob ich das Leben hier draussen allein meistern kann. Keinen Umzug, keinen Abschied UND…keinen wirklichen Neuanfang!
Ja, ich würde mir zutrauen hier zu leben, auch allein. Nach all den Jahren weiss ich wie es läuft. Verbunden mit viel körperlichem Einsatz könnte ich es schaffen, aber will ich das? Ganz allein hier draussen sein? Vor allem die langen Winter wären eine echte Herausforderung. Immer aufpassen, dass bei Temperaturen um die minus 20° bis minus 30°nichts einfriert. Der viele Schnee, die lange Einfahrtstrasse befahrbar und offen halten, das Feuerholz für den ganzen Winter beim Haus aufschichten und so weiter und so fort.

Soweit habe ich mich jetzt entschieden, ich möchte nicht noch einen Winter hier draussen sein.
Und, was kommt sonst in Frage? Täglich stöbere ich im Internet die gängigen Real Estate Seiten durch. Das Meiste was an Häuser zum Verkauf angeboten wird ist für mich allein zu gross und zu teuer.
Was für mich ideal wäre und was ich gerne hätte, ist ein Mobil Home Trailer oder ein kleines Häuschen. Mobil Homes stehen meistens in einem Mobil Home Park, was – gezwungener Masse - eine gewisse nachbarliche Nähe mit sich bringt. Nächste Frage: Will ich das und kann ich das? Von 56 Hektaren und keine Nachbarn zum Wohnen in eine Trailerpark Gemeinschaft? 
Well, auch das hat seine Vorteile: Man ist nicht ganz auf sich allein gestellt. Gibt es Probleme irgendwelcher Art, ist immer Hilfe oder ein Ansprechpartner in der Nähe, was vielleicht in meinem Alter ganz praktisch sein kann. Ich muss mich auch an meine finanziellen Möglichkeiten halten, denn ich bin kein Millionär und Häuser sind auch hier nicht mehr billig.
Wie heisst es: "Kommt Zeit kommt Rat" darauf verlasse ich mich jetzt einfach Mal und überlasse mich dem Fluss des Lebens…

Was such ich denn?

"Geh und schau dir die Häuser an die zum Verkauf ausgeschrieben sind, sonst weisst du nie was du willst!" So oder ähnlich sind die...